Sommer 2021
Lange habe ich über die Entscheidung nach Boston zu ziehen nicht nachgedacht. Immer mal wieder habe ich mir Gedanken dazu gemacht, ins Ausland zu gehen, aber nie konkrete Pläne umgesetzt. Ich vermisste das Reisen. Ich war unzufrieden mit meinem Job. Ich wollte eine Veränderung. Da fühlte es sich wie Schicksal an, als mir meine neue Arbeitskollegin erzählte, dass sie zuvor an einer Schule in Frankreich gearbeitet hat. Das fand ich interessant.
Am selben Abend setzte ich mich an meinen Laptop und suchte nach: Sozialpädagogin Schule Ausland. Auf den obersten Link klickte ich. Ich schaute mir die Karte an und sah nach, an welchen Schulen Sozialpädagoginnen gesucht werden. Ich wurde schnell fündig. In den USA war eine Stelle in Boston zu besetzen. Interessant. Ich liebe die USA, wie passend dachte ich mir. Ich schrieb die Bewerbung für Boston und schickte sie ab. Guatemala und Vietnam bekamen ebenfalls eine Bewerbung zugeschickt.
Es war ein Freitag Abend. Am Wochenende erzählte ich meiner Familie von den Bewerbungen, am Montag erhielt ich Einladungen zum Vorstellungsgespräch für alle drei Schulen, am Mittwoch hatte ich das Bewerbungsgespräch mit Boston. Als ich den Laptop zuklappte, wusste ich es. Ich möchte diesen Job. Und so kam es. Am nächsten Tag bekam ich die Stelle angeboten.
Eine Woche später kündigte ich meinen Job, meine Wohnung und begann mein Leben aufzulösen. Es blieb nicht viel Zeit. Es war Ende Mai und mein neuer Vertrag sollte im August beginnen. Es folgten stressige Wochen. Visum beantragen, Visum ausgestellt bekommen, Kisten packen, Wohnung abgeben, Sachen verkaufen, Abschiede. Gut, dass ich mir nicht viel Zeit zum Nachdenken genommen habe, sonst hätte ich diesen Schritt nicht gewagt. Und ich muss sagen, ich bereue diese Entscheidung nicht.
Am 7. August war es dann soweit. Meine Schwester und mein Bruder haben mich zum Flughafen gebracht. Vollkommen aufgelöst und schweren Herzens ging ich durch die Sicherheitskontrolle. Ich war so aufgeregt, ich kann es nicht in Worte fassen. Ich war schon oft in den USA, aber noch nie in Boston. Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf.
Dann ging es von Düsseldorf nach Amsterdam und von Amsterdam nach Boston. Ich saß auf der linken Seite des Flugzeugs. Bei der Landung war keine Wolke am Himmel. Der Landeanflug verlief ohne Probleme und ich hatte eine atemberaubende Aussicht auf die Stadt. Als wir aufsetzen wurde mir bewusst, dass ich von nun an hier wohne. Was hatte ich mir dabei nur gedacht. Als ich aber durchs Flugzeugfenster die Skyline von Boston sah, gab mir das eine Ruhe und Zufriedenheit. In dieser schönen Stadt werde ich wohnen. In den USA. Ein Traum geht in Erfüllung. Es war Schicksal.